Alle Gläubigen stehen Allah nahe: „Aḷḷāh ist der Nahestehende derjenigen, die glauben“
und der Geehrteste von ihnen ist der Frommste:g: „Gewiss, der Geehrteste von euch bei Aḷḷāh ist der Gottesfürchtigste von euch“
Wer gottesfürchtig ist, der ist also ein Aḷḷāh Nahestehender. Diese Nähe der Gläubigen zu Aḷḷāh bedeutet für sie, Ihm gehorsam zu sein und Ihn zu lieben. Aḷḷāhs Seinerseits ist den Gläubigen nahe, indem Er sie liebt und gnädig zu ihnen ist.
Das ist demzufolge jeder gottesfürchtige Gläubige. Aḷḷāh sagt: „Sicherlich, über Aḷḷāhs Nahestehende soll keine Furcht kommen, noch sollen sie traurig sein, diejenigen, die glauben und gottesfürchtig sind“
Wie nahe sie Ihm sind, richtet sich nach ihrem Glauben und ihrer Frömmigkeit, nicht aber nach ihrer Verwandtschaft oder nach dem, was sie behaupten. Aḷḷāh sagt: „Gewiss, der Geehrteste von euch bei Aḷḷāh ist der Gottesfürchtigste von euch“
Das sind außergewöhnliche Ereignisse oder Taten, die Aḷḷāh manchen Seiner Nahestehenden gewährt, und zwar zu deren Ehre und zur Unterstützung des Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm -, dem sie folgen. Sie lassen sich in zwei Gruppen einteilen:
Wunder, bei denen es um Wissen, Entdeckungen, Scharfsinn und Inspiration geht.
Wunder, die besondere Fähigkeiten oder Beeinflussung betreffen.
Solche Wundertaten geschahen den Nahestehenden Aḷḷāhs in den früheren Gemeinschaften sowie den Vorfahren dieser Nation, seien sie Gefährten oder Nachfolger von diesen, und sie werden in dieser Gemeinschaft bis zum Tag der Auferstehung erhalten bleiben
Damit sind die Quellen gemeint, von denen der Glaube (ʽAqīdah), die Gesetzgebung (Šarīʽah) und das Benehmen (Sulūk) abgeleitet werden. Und diese sind: der Qur’ān, die authentischen Überlieferungen des Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - und die Übereinstimmung der Gelehrten. Diesen Quellen darf durch keine Meinung, Analogie, Ansicht, Entdeckung oder Zitat eines Menschen widersprochen werden, wer er auch sei.
Dies ist der Weg der Vorfahren, seien sie mekkanische Auswanderer (Muhāğirūn), medinesische Unterstützer (Anṣār) oder ihre rechtgeleiteten Nachfolger. Dabei gilt es, sich von den ketzerischen Wegen fernzuhalten, die die Anhänger der Scholastik (Mutakallimūn) und die Sufis erfanden. Aḷḷāh sagt nämlich: „Wer aber dem Gesandten entgegenwirkt, nachdem ihm die Rechtleitung klargeworden ist, und einem anderen Weg als dem der Gläubigen folgt, werden Wir dem zukehren, dem er sich zugekehrt hat, und ihn der Hölle aussetzen, und (wie) böse ist der Ausgang!“
Die von Zweifeln und Neigungen freie Vernunft widerspricht niemals den authentischen, korrekten Texten, die frei von Tadel und Fehlern sind. Die Texte mögen manches enthalten, das für die Vernunft erstaunlich ist, niemals aber etwas, was der Vernunft entgegensteht. Wer eine Widersprüchlichkeit (zwischen den Quelltexten und der Vernunft) vermutet, hat dies auf seine eingeschränkte Vernunft zurückzuführen und muss in diesem Fall den Text der Vernunft vorziehen.
Das ist die Erfindung von etwas Neuem in der Religion. Der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagte: „Wer in unserer Angelegenheit etwas Neues erfindet, was nicht (schon) Teil von ihr war, das wird von ihm nicht angenommen.“
In einer anderen Version bei Muslim und al-Buḫāriyy heißt es: „Wer eine gute Tat verrichtet, die nicht von der Religion stammt, so wird diese von ihm nicht angenommen“.
Eine Neuerung kann folgender Art sein:
1. Sie betrifft die Glaubensgrundsätze: dazu gehören bspw. das Schiitentum (Tašayyuʽ), das Ḫāriǧītentum (ḫurūğ), der Indeterminismus (Qadariyyah) und der Irǧāʼ.
2. Sie betrifft die Glaubenspraxis. Beispiele: das Mönchtum und der Sufismus.
3. Es ist eine Neuerung in ihrem Ursprung: Das sind z. B. Geburtstagsfeste von Angehörigen der Prophetenfamilie (Maulid) und die erfundenen Methoden, um Aḷḷāh zu gedenken (Ḏikr).
4. Sie besteht darin, in zu bestehenden Gottesdiensten etwas hinzuzufügen, sei es zu den Grundlagen, zu den Arten, dem Umfang, der Praxis, der Zeit oder dem Ort.
5. Sie kann sehr gravierend sein, wie alle Arten, Aḷḷāh etwas beizugesellen (Širk)
6. Sie kann geringfügig sein, wie das gemeinsame Gedenken Aḷḷāhs (Ḏikr ğamāʽiyy)
7. Sie lässt vom Glauben abfallen, wie z. B. die Leugnung von Aḷḷāhs Eigenschaften.
8. Sie gilt als Laster, wie bspw. das verbotene Zuhören.
Dazu gehören Geduld, Großzügigkeit, Tapferkeit, Nachsicht, Vergebung, Bescheidenheit und das Vermeiden von allem, was diesen Tugenden entgegengesetzt ist. Zu den guten Manieren zählen auch die Güte zu den Eltern, die Pflege der Verwandtschaftsbande, die gute Nachbarschaft und die Wohltätigkeit gegenüber Waisen sowie in Not geratenen Reisenden . „Nimm den Überschuss, gebiete das allgemein Gute und wende dich von den Toren ab!“
Abū ad-Dardā’, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagte: „Nichts ist schwerer in der Waage (am Tag der Auferstehung) als die guten Manieren“.
Und Abū Hurayrah, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm überliefert folgende Aussage des Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm: „Wer einen Gläubigen von einer Drangsal des Diesseits entlastet, den entlastet Aḷḷāh von einer Drangsal am Tag der Auferstehung. Und wer einem Zahlungsunfähigen Erleichterung gewährt, dem erleichtert Aḷḷāh im Diesseits und im Jenseits. Aḷḷāh steht einem Diener bei, so lange er seinem Bruder beisteht. Wer einen Weg schlägt, um Wissen zu erlangen, dem erleichtert Aḷḷāh einen Weg zum Paradies. Und niemals versammeln sich Leute in einem Haus von Aḷḷāhs Häusern, um dort das Buch Aḷḷāhs zu rezitieren und gemeinsam zu lernen, ohne dass die innere Ruhe auf sie herabgesandt wird, die Barmherzigkeit sie zudeckt, die Engel sie umfassen und Aḷḷāh sie in Seiner Gesellschaft erwähnt. Und wen seine Taten zurückhalten, den bringt auch seine Abstammung nicht vorwärts“.